Die Entrückung der Gemeinde Des Herrn Jesus Christus

R. Reiman

Plötzlich und in einem Augenblick werden die bereits im Herrn verstorbenen Gläubigen auferweckt und dann die noch lebenden Gläubigen verwandelt werden, um gemeinsam zur Begegnung mit dem Herrn Jesus Christus entrückt zu werden – hinweggeführt zu ihrem König, zu ihrem Erlöser und zu ihrem von Gott vorgesehenen Bestimmungsort, den Himmlischen Örtern. 
Die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi in den Himmel ist gewiss eine der erstaunlichsten Prophezeiungen des Neuen Testaments. Ihre Erfüllung steht noch bevor. Doch wird sie von den Gläubigen zu jeder Zeit erwartet. Der Entrückungs-Moment wird auf Befehl des Herrn Jesus Christus veranlasst. Der Vorgang der augenblicklichen Hinwegführung wird sich an jedem einzelnen „Kind Gottes“ erfüllen.

Die Besonderheit der Gemeinde Jesu Christi

Die Besonderheit der Entrückung hat mit der Besonderheit der Gemeinde Jesu Christi an und für sich zu tun. Deshalb kann das Phänomen der Entrückung auch nicht isoliert von der Gemeinde schlüssig dargelegt werden. Denn Entrückung und Gemeinde stehen unmittelbar in Zusammenhang. Sie sind untrennbare und fein aufeinander abgestimmte Komponenten des von Gott geoffenbarten Heilsgedankens. Erst durch ihre angemessene, stimmige Einordnung in den Heilsplan Gottes lässt sich die Zielsetzung der Heiligen Schrift in ihrer Gesamtheit sinnfällig ergründen. Hat bereits der Herr Jesus Christus durch sich selbst das Fundament der Gemeinde gelegt, so betraut er nunmehr seinen Jünger Petrus, das Gotteswerk fortzusetzen und seine Gemeinde auf diesen Felsen zu bauen. Noch im selben Augenblick erwähnt der Sohn Gottes ein geradezu hervorstechendes Merkmal der Gemeinde, nämlich ihre Unsterblichkeit, indem er betont, dass die Pforten des Totenreiches sie nicht überwältigen sollen (Mat 16,18). Damit verortet er die Gemeinde bereits vorweg an den für sie vorherbestimmten „Platz der Ewigkeit“ in die Himmlischen Örter, fernab vom irdischen Raum & Zeit-Gefüge, abseits der Vergänglichkeit.

Doch der Weg dorthin ist mit allerlei Prüfungen, Gefahren und Leid gepflastert, denn der Feind will sich mit aller Gewalt entgegenstellen und das Werk Gottes um jeden Preis zunichte machen. Deshalb muss sich jedes einzelne Glied der Gemeinde ständig vor Augen halten, dass es inmitten eines „Geistlichen Krieges“ steht und somit als ein „Krieger des Herrn“ im Einsatz ist. – Ein gewaltiger Krieg, der an verschiedensten Fronten ausgefochten wird und nur durch Anlegen der vollständigen Waffenrüstung Gottes gegen die listigen Kunstgriffe des Teufels erfolgreich geschlagen werden kann. Der Gläubige steht also in seinem Kampf nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen, wie es der Apostel Paulus im Epheser-Brief trefflich ausdrückt (Vergl. Eph 6,10-20).

Damit kommt aber ein weiteres entscheidendes Charakteristikum der Gemeinde Jesu Christi zum Ausdruck. Sie steht als gotterfüllte Einheit, als Körperschaft im Namen Jesu Christi auf dem geistlichen Schlachtfeld dieser Weltzeit. Ihre Aufgabe ist es, als „Licht der Welt“ beständig gegen die „Finsternis der Welt“ anzuleuchten. Zu den wesentlichen Einsätzen zählt, das Evangelium der Gnade Gottes und somit das Erlösungswerk des Herrn Jesus Christus zu verkündigen, das kommende Reich Gottes auszurufen und den einzelnen Menschen zur Gottesumkehr zu bewegen. Hierfür ist ihr das Schwert des Geistes, die Heilige Schrift, die das Wort Gottes ist, in die Hand gegeben, um am umfassendsten Trennungswerk seit es Menschen gibt, mitzuwirken. Wenn Jesus Christus an die Menschheit appelliert, dass er nicht gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen, sondern das Schwert, um zu entzweien, dann nimmt er genau das vorweg, was er bis zum heutigen Tag mit seiner und durch seine Gemeinde umsetzt (Vergl. Mat 10,34-39). Deshalb dürfen wir niemals vergessen, dass ja gerade die Gemeinde selbst das „Produkt“ dieses göttlichen Trennungswerks ist und ihre Glieder weder Richter noch hyper-moralisierende Juroren, sondern selbst von Kopf bis Fuß Begnadete sind, die Gott als Werkzeuge für seine Ziele einsetzt. Als solche will die Gemeinde den Menschen von der Finsternis ins Licht rüberholen, ihm zurufen, die Seite zu wechseln, ihn aus den trüben Gewässern dieser gottfernen, zum Scheitern verurteilten Weltzeit fischen. Und bei alledem bringt unser Schöpfergott wieder und wieder seine überwältigende Liebe zum Ausdruck, indem er durch die Niedrigkeit und Schwachheit des Menschen das Heil der Welt verkündigen lässt. Ja, Gott hat sich das Törichte der Welt erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, Er hat das Schwache der Welt erwählt, um das Starke zuschanden zu machen, Er hat das Unedle und Verachtete erwählt, und das, was nichts ist, damit Er zunichte mache, was etwas ist, damit sich vor ihm kein sterblicher Mensch rühme (Vergl. 1.Kor 1,27-29). Und so beschenkt Gott die Gemeinde mit einem bemerkenswerten Privileg, nämlich mit der Verkündigung des errettenden Evangeliums, so wie es im 1. Korinther-Brief treffsicher formuliert ist: Weil nämlich die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben. (1.Kor 1,21) 

Glaubensgut und Gemeinde

Es erhebt sich nun die Frage: Wer ist denn eigentlich Glied oder Angehöriger der Gemeinde Jesu Christi? Diese Frage ist auf Grund der zahlreichen christlich kolorierten und in der Lehre abweichenden Konfessionen und Sondergemeinschaften nicht nur berechtigt, sondern geradezu elementar. Tragen diese doch durch äußerst „kreative Wortklaubereien“ und „konstitutionelle Frömmeleien“ enorm zur Verwirrung und Unsicherheit bei. Da wird man alsbald bestürzt feststellen, dass eine stattliche Anzahl vermeintlich christlicher Glaubensgemeinschaften quasi ihre eigenen „Schlüsselmeistereien“ zum Himmel halten, deren Eintrittskriterien von dubiosen Bewährungs-Leitlinien bis hin zum „All inclusive-Angebot“ reichen – getreu dem Motto „Alle Wege führen in den Himmel“.

Deshalb muss man sich ernsthaft fragen, ob dort, wo „Gemeinde“ draufsteht, auch wirklich Gemeinde drin ist? Und vor allem: Lässt die Heilige Schrift – das für uns einzig verbindliche Wort Gottes – überhaupt derart große Interpretationsspielräume zu? Kann man wirklich gänzlich verschiedene Auffassungen und Lehren aus ein und derselben Quelle ableiten und diese gleichermaßen dem Willen Gottes zuordnen? Eigentlich völlig undenkbar! Denn die Heilige Schrift ermahnt uns ja eingehend, das anvertraute Glaubensgut zu prüfen, zu bewahren und daran festzuhalten, weil damit auch das Heil und die Errettung verbunden ist (Eph 5,10, 1.Joh 4,1, 1.Tim 6,20, 2.Tim 1,13-14, Offb 3,8). Insofern muss ein Mensch, der ernsthaft Gott sucht, auch die Gewissheit haben, dass der an ihn gerichtete Wille Gottes konkret formuliert und widerspruchsfrei ist, damit er schließlich den gottgewollten Weg unbeirrt einschlagen kann (Vergl. 2.Tim 3,14). Er muss darauf vertrauen können, dass er mit völliger Gewißheit im Verständnis bereichert wird, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, des Vaters, und des Christus, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind (Kol 2,2-3). Und damit ist der Weg bereits vorgegeben, der ausschließlich durch den Herrn Jesus Christus und sein Erlösungswerk zum Ziel führt – Der Sohn Gottes, der obendrein seine Nachfolgebedingungen klar und deutlich verkündet hat (Mat 16,24-25). Daraus muss man schlussfolgern, dass vermeintlich christliche Organisationen, Gemeinschaften und Einzelpersonen, deren Lehren und Lebenshaltungen zur Gänze oder in Teilbereichen im Widerspruch zur Heiligen Schrift stehen, entweder in Irrlehren feststecken und/oder in Wahrheit ganz andere Ziele verfolgen.

Wir kommen also nicht umhin, die Gemeinde dort auszumachen, wo die maßgeblichen Grundzüge des christlichen Glaubens, also das durch die Heilige Schrift geoffenbarte Glaubensgut, beachtet werden, getreu dem Leitgedanken des Herrn:Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter!“ (Mat 12,50) In diesem Sinne sind Glieder der Gemeinde Verwandte des Christus, Kinder Gottes, die den Willen Gottes von Herzen tun und nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachten (Mat 6,33). Alles, was davon wesentlich abweicht und im krassen Gegensatz zum Wort Gottes steht, lässt sich nach biblischen Maßstäben gedanklich nicht einverleiben. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass das Gericht beim Haus Gottes beginnt, womit ein anhaltender Sichtungsprozess bis zur Vereinigung der Gemeinde mit dem Herrn Jesus Christus einhergeht (1.Pet 4,17, Röm 11,17-24). Letztlich wird sich dieser in der großen Abkehr des Scheinchristentums von Jesus Christus (gr. apostasia) vor dem Auftreten des Antichristen entfalten (2.Thes 2,3). Mit der Entrückung wird die Braut Christi sichtbar von der Hure Babylon getrennt (Vergl. Off Kap. 17,18).

Das "Kind Gottes"

Die kleinstmögliche Einheit der Gemeinde bildet das „Kind Gottes“. Die Heilige Schrift lehrt uns, dass jeder Mensch, der den Herrn Jesus Christus in sein Leben aufnimmt, das Anrecht erhält, ein Kind Gottes zu werden. Dieses Anrecht ist als eine Art Ermächtigung zu verstehen, die Gott jedem an Christus Glaubenden als Gnadengeschenk erteilt. Gott beantwortet die aufrichtige Glaubensaufnahme seines Sohnes, des Erlösers, mit der Neuzeugung des Glaubenden, womit er dessen geistliche Wiedergeburt hervorruft. – Ein Kind Gottes ist geboren, das nunmehr göttlicher Natur teilhaftig wird (Joh 3,1-13, 2.Kor 5,17, 1.Pet 1,3).

Joh 1,12-13
Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht [Vollmacht], Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; 13 die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren [gezeugt] sind. 

Bereits am einzelnen Kind Gottes ist die Wesenheit der Gemeinde ersichtlich. Für sich gesehen ist jedes Kind Gottes Repräsentant der Gemeinde, sein Haupt ist Christus. Als Glied ist es allerdings in den Leib des Christus hineingetauft, eingefügt und somit mit allen Kindern Gottes geistlich verbunden. Kinder Gottes versammeln sich üblicherweise vor Ort in Gottesdiensten zu Gebeten, Lobpreisungen und Gedenkfeiern.  Darüber hinaus bildet die Gesamtheit aller Kinder Gottes einen universalen, weltweiten Heilsorganismus, der Jesus Christus unterordnet ist. Ein weiteres augenfälliges Charakteristikum des Leibes Christi ist, dass er Juden und Heiden zu einem Geist vereint (1.Kor 12,12-13).

Am Kind Gottes wird offenbar, dass Gott durch seinen Sohn den in Sünde gefallenen Menschen befreit und ihn von aller Schuld und Sünde erlöst. Hierbei steht in erster Linie der aufrichtige Glaube an den Sühn-Opfertod Jesu Christi, dessen Auferstehung und Himmelfahrt im Mittelpunkt des Heilswegs. Demnach wird der Glaube dem Menschen als Gerechtigkeit angerechnet, gleichwie Abraham Gott geglaubt hat (Gal 3,6-7). Deshalb werden Kinder Gottes in der Heiligen Schrift auch Abrahams Kinder aus Glauben oder Kinder der Verheißung genannt (Röm 9,8, Gal 3,6-7, Gal 4,28). Ihr Lohn wird das Ewige Leben sein (Joh 6,47). Als getreue Nachfolger Jesu Christi werden sie Miterben des Christus sein und daher eine besondere Stellung im Reich Gottes einnehmen dürfen (Röm 8,17, 1.Pet 2,9). Nachstehende Bezeichnungen und Erkennungsmerkmale sollen verdeutlichen, dass die Gemeinde des Herrn Jesus Christus mitsamt ihren einverleibten wiedergeborenen Kindern Gottes eine von Gott gewirkte Heilskörperschaft bildet. Ihre Aufgabe ist es, während der von Gott gewährten Gnadenzeit bis ans Ende dieser Weltzeit in Lobpreis, Gebet und Danksagung Zeugnis über Gott und seinen Sohn abzulegen und das Evangelium der Gnade Gottes zu verkündigen.

Die Gemeinde skizzenhaft dargestellt

Bibelrunde Magazin
Skizze: Die Gemeinde des Herrn Jesus Christus nach der Heiligen Schrift

Die Entrückung

„Darum wacht! Denn ihr wißt weder den Tag noch die Stunde, in welcher der Sohn des Menschen [Jesus Christus] kommen wird (Mat 25,13). Mit diesem eindringlichen Appell an seine Nachfolger kündigt Jesus Christus seine plötzliche und unvermittelte Wiederkunft an. Seither erwartet das geistlich wachsame Kind Gottes in Hoffnung und Zuversicht beständig das Kommen des Herrn. Es ist dieser gewaltige Moment göttlicher Wirkmacht, dessen Dimension nach menschlichem Ermessen, in Gedanken und Worten, nicht fassbar ist – Die Entrückung der Gemeinde. Sie wird ein unverzügliches, ruckartiges, für die gottferne Welt kaum begreifbares Ereignis sein, bei dem Christus seine Gemeinde zu sich holen und der irdischen Raum-Zeit-Sphäre entziehen wird. Zu diesem Zeitpunkt wird Jesus Christus für die Weltöffentlichkeit nicht sichtbar sein.   

Wenn auch die Evangelien die Entrückung nur vage andeuten, so ist doch ersichtlich, dass der Sohn Gottes nach erfüllter Mission wieder zum Vater in die Himmelswelt einkehrt, um ferner seinen Nachfolgern eine Stätte in den Himmeln zu bereiten. Er bekräftigt, dass im Hause seines Vaters viele Wohnungen sein würden und er sie nicht als Waisen zurücklassen sondern wiederkommen würde, um sie zu sich zu nehmen (Vergl. Joh 14). Das bis dahin noch als Geheimnis bedeckte Ereignis der Entrückung wird insbesondere in den apostolischen Briefen des Apostel Paulus gelüftet. Dort entnehmen wir, dass der Entrückungs-Moment auf Befehl Gottes durch die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes entfacht wird. Sodann wird der Herr Jesus Christus vom Himmel herabkommen und die im Herrn bereits Verstorbenen werden auferstehen und zusammen mit den noch lebenden Kindern Gottes zu Jesus Christus hin in den Himmel entrückt werden – Der Bräutigam Jesus Christus holt die Brautgemeinde zu sich. Dieses Ereignis findet offenbar augenblicklich statt und geht mit einer plötzlichen Verwandlung – eine Art gottgewirkter Transformationsprozess – der Gläubigen einher. Dabei erhält sowohl der auferstandene als auch der noch lebende Gläubige einen unverweslichen christusähnlichen Herrlichkeitsleib. Der Apostel Paulus klärt uns in diesem Zusammenhang im 1.Korinther-Brief auf, dass das Verwesliche Unverweslichkeit und das Sterbliche Unsterbliche anziehen muss und ergänzt weiters im Philipper-Brief, dass Jesus Christus unseren Leib der Niedrigkeit gleichförmig seinem Leib der Herrlichkeit umgestalten wird (1.Kor 15,53-54, Phil 3,21). An anderer Stelle bestätigt der Apostel Johannes, dass die Kinder Gottes Jesus Christus gleichgestaltet werden (1.Joh 3,2). 

Die Gnadenzeit skizzenhaft dargestellt

Bibelrunde Magazin
Skizze: Die Gnadenzeit nach der Heiligen Schrift

Zeitpunkt der Entrückung

Über den Entrückungszeitpunkt gibt uns die Heilige Schrift keine konkrete Auskunft; er ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass der Entrückungs-Moment unversehens und abrupt stattfinden wird, weswegen sich jeder Gläubige unablässig in „Alarmbereitschaft“ zeigen und sich geistlich frisch halten sollte. Wenn Jesus Christus uns auffordert, jederzeit zu wachen und zu bitten, um gewürdigt zu werden, diesem allem zu entfliehen, was geschehen soll, und vor dem Sohn des Menschen zu stehen! (Luk 21,36), dann unterstreicht er explizit den Ernst der Lage am Ende dieser Weltzeit – aus gegenwärtiger Sicht der Zeitabschnitt, in dem auch die Entrückung wird stattfinden müssen. Überdies sind Mahnrufe zur Wachsamkeit an die Gläubigen generelle Kernanliegen der Heiligen Schrift! Sie nehmen einen breiten Raum ein und sollen uns den unaufhaltsamen Niedergang der Welt bei gleichzeitiger Bewusstseinsmachung der Errettung durch den Herrn Jesus Christus vor Augen führen (Vergl. Röm 13,11-14, 1.Thes 5,4-8).

Obwohl mittlerweile in etwa 2.000 Jahre verstrichen sind, hat sich am Status Quo nichts geändert: Christen erwarten immer noch den Herrn und die Vereinigung mit ihm! Daraus lassen sich aus heutiger Sicht aufgrund der Gegenüberstellung mit der Heiligen Schrift folgende Schlüsse ziehen:

a) Das Zeitfenster für die bevorstehende Entrückung wird immer kleiner. Der Zeitpunkt der Entrückung rückt in die Nähe der Endzeit-Phase.

b) Die Gemeinde bleibt ihrer Bestimmung gemäß bis ans ‚Ende der Tage‘ auf Erden, um bis zum kommenden „Zorngericht Gottes“ das Evangelium der Gnade zu verkündigen und Zeugnis für Gott und seinen Sohn abzulegen. Sie ist Zeuge der Ausreifung des Guten sowie des Bösen dieser Weltzeit. 

c) Die Gemeinde ist erst dann vollständig, wenn die Vollzahl der Heiden eingegangen ist (Röm 11,25-27). Die Entrückung der Gemeinde ist frühestens ab dem Erreichen dieser Vollzahl denkbar. Danach wendet sich Gott wieder Israel zu.

d) Die ersten schriftkundigen Christen konnten die gegenwärtigen weltweiten Endzeit-Zustände nicht annähernd erfassen, obwohl sie mitunter durch furchtbare Bedrängnisse mussten. Da jedoch der geistlich-moralische Niedergang der Endzeit gemäß der Bibel die gesamte Erde betrifft, müssen die Voraussetzungen gegeben sein, um die Endzeit-Zustände einigermaßen plausibel nachvollziehen zu können. Sie müssen in der Lebensrealität sowohl für die Menschenmassen als auch für die Gemeinde selbst als weltumfassende Phänomene erkennbar sein. Dies geschieht heute durch globale Berichterstattungen über Kriege, Katastrophen, Seuchen, Lebensmittelknappheit etc. Offenbar ist es Gottes Wille, dass die Gemeinde am Puls der Zeit bleibt und die Endzeit-Prophezeiungen in Auslegung und Verkündigung begleitet. Damit erlebt sie ihre Erfüllungen, wie beispielsweise die äußerliche Wiedererrichtung Israels als Nation durch Rückkehr der Juden oder die sich anbahnende Formierung der endzeitlichen Weltdiktatur, womit ihr handfeste Gottesbeweise und Predigthilfen etc. geliefert werden (Vergl. Hes Kap 36,37, Dan 2,40-45, Off Kap 13). 

e) Damit sollte auch verständlich werden, dass Gottes Prophezeiungen geistgewirkte, zweckdienliche sowie aufklärende Vorankündigungen sind, um Menschen vor der Erfüllungszeit zu informieren und/oder zu warnen. Es müssen daher die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen gegeben sein, damit überhaupt Prophezeiungen verständlich und nachvollziehbar werden können. Der Mensch sollte in der Lage sein, die Ankündigungen angemessen einzuordnen, weil er ja selbst davon betroffen ist. Wer sollte sie also verstehen, wenn nicht vornehmlich jene zur Erfüllungszeit betroffenen Menschen? Anders ergäbe ja die Niederschrift und Verbreitung von Prophezeiungen wenig Sinn. Damit wird aber deutlich, dass Gott ergänzend zur Prophetie die zeitgerechte und begleitende Verkündigung und Auslegung eingerichtet hat. Und diese Aufgabe übernimmt offensichtlich die gesamte Gnadenzeit hindurch die Gemeinde. Das Propheten-Buch Daniel stützt diesen Gedanken. Daniel konnte selbst die Prophezeiungen über die „Große Drangsal“ am Ende dieser Weltzeit nicht verstehen, jedoch wurde ihm versichert, dass viele darin forschen werden, und die Erkenntnis zunehmen wird. Danach erfahren wir, dass diese Worte bis zur Zeit des Endes verschlossen und versiegelt bleiben sollen und dass viele gesichtet, gereinigt und geläutert werden. Weiters die Anmerkung, dass die Gottlosen gottlos bleiben werden und kein Gottloser wird es verstehen, aber die Verständigen werden es verstehen (Dan 12,3-4; 12,8-10). 

f) Die „Offenbarung“ war zu Beginn der Gemeindezeit noch nicht von Gott eingegeben, d. h. die Heilige Schrift war zum Zeitpunkt der apostolischen Briefe noch nicht vollständig und die ersten Gemeinden kannten den Text noch nicht. Allerdings beleuchten die apokalyptischen Sendschreiben die gesamte abgeschlossene Gemeindezeit kurz vor den Zorngerichten Gottes. Zwischen den Gründungen der Entstehungs-Gemeinden ab ca. 30/31 n. Chr. und der Verfassung des Offenbarungs-Textes ca. 95/96 n. Chr. liegen in etwa 65 Jahre, d. h. viele Gläubige der ersten Gemeindegeneration waren bis zur Veröffentlichung der Offenbarung bereits verstorben. Sie hätten den Text in ihrer Zeit auch gar nicht auslegen können, weil er eben noch nicht zur Verfügung stand. Hätte theoretisch damals die Entrückung stattgefunden, wäre der Offenbarungs-Text ohne Gemeinde zurückgeblieben. Wofür? Daraus können wir aus heutiger Sicht schlussfolgern, dass die Gemeindezeit erst am Anfang stand und noch einen weiten Weg vor sich haben sollte. Heute lassen sich durch die apokalyptischen Sendschreiben historische und/oder typologische Bezugspunkte  herstellen. Die geistlichen Zustände der Gemeinden (bzw. der einzelnen Kinder Gottes) über die gesamte Gemeindezeit hinweg sind in den apokalyptischen Sendschreiben kongruent abgebildet. 

g) Der Abfall der „Namen-Christenheit“ von Jesus Christus ist ein markantes Kennzeichen der Endzeit-Phase. Im zweiten Brief an die Thessalonicher erklärt uns Paulus sinngemäß, dass noch vor dem „Tag des Christus“ (Der Große Gerichtstag des Herrn) mindestens zwei Vorgänge werden eintreten müssen, und zwar der Abfall, d.h. die bewusste Abkehr von Jesus Christus (gr. apostasia) sowie die Offenbarung des Menschen der Sünde, des Sohnes des Verderbens [Der Antichrist]. Der Erfüllungszeitpunkt dieser Prophezeiung hängt jedoch mit der Hinwegnahme der bis dato zurückhaltenden Macht – nämlich Jesus Christus und seine vom Heiligen Geist erfüllte Gemeinde auf Erden – zusammen (2.Thes 2,1-6). Auch hier lässt sich die Entrückung in zeitlicher Nähe zu den Endzeit-Ereignissen feststellen, denn die prophezeite auffällige geistliche Abkehr von Jesus Christus muss zwangsläufig auch einen erkennbaren Vorlauf mit sich bringen. 

Die wichtigsten Bibelstellen zur Entrückung

Muss die Gemeinde durch die "Große Drangsal"?

Im Laufe der Geschichte wurden auf die (Streit-) Frage hin, ob die Gemeinde Jesu Christi durch die Große Drangsal hindurch müsse, verschiedene – mitunter haarsträubende – Lehrmeinungen gestreut. Wenn der Apostel Paulus klarstellt, dass man nicht um Worte streiten solle, was zu nichts nütze ist, sondern vielmehr zur Verwirrung der Zuhörer beitrage, dann dient uns o. e. „Zankapfel“ definitiv als Paradebeispiel (2.Tim 2,14). Weil nämlich die Bewahrung der Gemeinde vor den Zorngerichten Gottes nirgendwo in der Heiligen Schrift wortwörtlich attestiert ist, greifen nicht nur eklatant zweifelhafte Deutungsversuche, sondern eindeutig schriftwidrige Ideen um sich (z. B. Ablehnung der Entrückung generell). Auffällig dabei ist, dass bei vielen Exegese-Bemühungen die Gruppen Israel, Juden, Heiden, Nationen, Gemeinde und andere Benennungen wahlweise durcheinandergewirbelt, vertauscht, ausgetauscht, zusammenhanglos zugeordnet oder gelegentlich gleich weggelassen werden. Dass nebenbei auch noch eindeutige, handfeste biblische Aussagen ignoriert werden, schlägt im wahrsten Sinne des Wortes dem Fass den Boden aus. Wir befinden uns hier auf dem unseligen Terrain der „Religionen“ – menschengemachte Konstruktionen, die abseits vom Wort Gottes ihre eigenen Ziele verfolgen und reichlich von ideologiegebundener Modifikation Gebrauch machen. Deshalb fehlt auch der Gesamtblick auf die Heilige Schrift. Will man also auf die obige Frage eine einigermaßen adäquate, nach bestem Wissen und Gewissen biblisch begründbare Antwort geben, so ist eine objektive und unvoreingenommene Gesamtschau unablässig. Und diese führt zum Ergebnis, dass die Gemeinde erstens selbst unter der Gnade Gottes steht und zweitens als eine Art Heilskörperschaft dieselbe Gnade Gottes der Welt verkündigt. Das Zorngericht Gottes stünde also in Bezug auf die (treue) Gemeinde diametral zur Gnade und zum Heilsgedanken Gottes. Aus diesem Grund und in Anbetracht zahlreicher weiterer Argumente (Siehe nachstehende Standpunkte zur Entrückung vor der „Großen Drangsal“) lässt sich schlussfolgern, dass die Gemeinde mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht durch die „Große Drangsal“ hindurchgehen muss (*Vorentrückungslehre). Nachstehende Bibelzitate stützen den Gedanken der Errettung vor dem Zorngericht.      

Röm 5,9-10
Wieviel mehr nun werden wir, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt worden sind, durch ihn vor dem Zorn errettet werden! 
10 Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wieviel mehr werden wir als Versöhnte gerettet werden durch sein Leben!

1.Thessalonicher 1,10
Und um seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn.

1.Thessalonicher 5,9
Denn Gott hat uns nicht zum Zorngericht bestimmt, sondern zum Besitz des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus, 10 der für uns gestorben ist, damit wir, ob wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben sollen.

Bei alldem sollte es für uns unerheblich sein, wie und wann Gott das Wunder der Entrückung einleiten wird. Wir haben darauf ohnehin keinen Einfluss, aber wir dürfen darauf vertrauen, dass sich die Prophezeiung zur Gott gegebenen Zeit erfüllen wird und dass der Herr die Verheißung nicht hinauszögert, wie etliche es für ein Hinauszögern halten, sondern dass er langmütig gegen uns ist, weil er nicht will, dass jemand verlorengehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe, wie uns der Apostel Petrus wissen lässt (2.Pet 3,9). In diesem Sinne richten wir die herzergreifenden und hoffnungsvollen Worte des Apostel Paulus an alle Kinder Gottes sowie an alle Menschen, die die Gnade Gottes durch unseren Erlöser, Retter und König Jesus Christus annehmen werden:

Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen; sie nimmt uns in Zucht, damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit, indem wir die glückselige Hoffnung erwarten und die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus, der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und für sich selbst ein Volk zum besonderen Eigentum zu reinigen, das eifrig ist, gute Werke zu tun. (Titus 2,11-14)

Standpunkte zur Entrückung vor der "Großen Drangsal"

Der Entrückungs-Moment skizzenhaft dargestellt

Bibelrunde Magazin
Skizze: Die Entrückung der Gemeinde des Herrn Jesus Christus