Der Herr macht meine Finsternis licht

Georg Walter

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matthäus 5,14-16)

Mache dich auf, werde Licht!

Im Alten Bund rief der Prophet Jesaja dem Volk Israel zu: „Mache dich auf, werde Licht! Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und tiefes Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und Heidenvölker werden zu deinem Licht kommen, und Könige zu dem Glanz, der über dir aufgeht“ (Jes 60,1).

Es war die Berufung des alttestamentlichen Bundesvolkes, ein Licht in der Finsternis der Heidenwelt zu sein. Das Volk Israel versagte und wurde wiederholt so sehr von der Finsternis übermannt, dass der Bundesgott Israels seine Propheten sandte, um das Volk an seine hohe Berufung in der Völkerwelt zu erinnern.

Ein doppelter Weck- und Mahnruf ergeht durch den Propheten Jesaja an seine Volksgenossen: „Mache dich auf!und „werde Licht!“ Aber der Prophet wusste, dass Gottes Bundesvolk sich nicht selbst aus seinen finsteren Banden erlösen konnte. Jesaja wäre nicht der Prophet Gottes, wenn er nicht auch den Weg aufzeigen würde, wie sich das Volk aus der Finsternis befreien konnte.

„Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“

Unwissenheit & Finsternis versus Erkenntnis & Licht

Es gibt in der Schrift einen Zusammenhang zwischen Unwissenheit und Finsternis. Menschen ohne Gott sind solche, die „keine Erkenntnis Gottes haben“ (Eph 4,17), und diese „sind verfinstert im Verstand und dem Leben Gottes entfremdet, wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist“ (Eph 4,18). Schon Hiob kannte das Los der Heidenwelt ohne Gott:

Hiob 12,23-25
„Er macht Völker groß, und er vernichtet sie; er breitet die Völker weit aus, und er führt sie weg. Den Häuptern des Volkes im Land nimmt er den Verstand und lässt sie irren in pfadloser Wüste; sie tappen in Finsternis ohne Licht; er lässt sie taumeln wie Betrunkene“

Taumelte nicht auch Israel allzu oft wie Betrunkene, irrte Gottes Volk nicht allzu oft in pfadloser Wüste? Nur ein Überrest in Israel folgte den Fußstapfen Davids, der in seinem Dankeslied die Worte anstimmte: „Denn du, HERR, bist meine Leuchte; der HERR macht meine Finsternis licht“ (2Sam 22,29).

Wie zwischen Unwissenheit und Finsternis ein Zusammenhang besteht, so gibt es eine Wechselbeziehung zwischen der Erkenntnis der Wahrheit und Licht. „Sende dein Licht und deine Wahrheit“ (Ps 43,3a), betet der Psalmist und fährt fort: „dass sie mich leiten, mich bringen zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen“ (Ps 43,3b). Gottes Licht und Wahrheit leitet den, der sich aufmacht, stets in die Gegenwart Gottes – „zu deinen Wohnungen.

Bibelrunde Magazin

Georg Walter

Georg Walter, Jahrgang 1959, verheiratet, 2 Kinder, ist neben seinem Beruf als Krankenpfleger als Autor, Referent zu Zeitfragen und Verkündiger im Reich Gottes tätig. Zudem ist er Herausgeber der Zeitschrift Der kluge Baumeister.

Er hat es auch in unseren Herzen licht werden lassen

Jesaja prophezeite den kommenden Gottesknecht, den Messias und Erlöser der Welt. Und als die Zeit nach Gottes Ratschluss gekommen war, erfüllte sich eine weitere Prophetie Jesajas: „Das Volk, das in der Finsternis wohnte, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Land des Todesschattens wohnten, ist ein Licht aufgegangen“ (Mt 4,16; vgl. Jes 9,1). Der Messias, das große Licht, war gekommen. Doch auch in jenen Tagen, in denen der Heiland lebte und wirkte, galt: Nur wer sich im Glauben aufmachte, konnte dem begegnen, der von sich bekannte, das Licht der Welt zu sein. Und auch der Apostel Paulus weiß, welch enger Zusammenhang zwischen Erkenntnis und Licht besteht:

2. Korinther 4,6
„Denn Gott, der dem Licht gebot, aus der Finsternis hervorzuleuchten, er hat es auch in unseren Herzen licht werden lassen, damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“

Welch eine Gnade, dass unser Schöpfer es in unseren Herzen licht werden ließ und die Finsternis der Sünde vertrieb. Doch unser Gott will, dass wir die Finsternis, die uns im alten Adam anhaftet, immer wieder im Glauben an die erlösende Kraft des Blutes Jesu neu vertreiben, d.h. sie unter das Kreuz bringen.

Das Gnadenlicht ist zugleich Gerichtslicht

Und jedem Glied des neutestamentlichen Bundesvolkes wird noch größere Gnade zuteil. Mit Jesus, der es nicht für einen Raub achtete, die Herrlichkeit beim Vater zu verlassen, und Menschengestalt angenommen hatte, war das Licht in die Welt gekommen (vgl. Joh 3,19). An diesem Licht scheiden sich die Geister. Und somit wird das Gnadenlicht zugleich zu einem Gerichtslicht.

Johannes 3,19-21
„Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott getan sind“

Es gilt jetzt in dieser späten Stunde dieser finsteren Weltzeit wie nie zuvor, sich aufzumachen und zu dem zu kommen, der das Licht ist, und bei dem auszuharren, der alleine den Glaubenden zum Licht und zum Zeugnis in dieser Welt machen kann! 

Der kluge Baumeister

Wandelt als Kinder des Lichts!

Der höchste aller Propheten, den schon Mose verheißen hatte, der Prophet, kann durch sein Allmachtswort aus der Macht der Finsternis erlösen und den Erlösten zusprechen: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14). Nicht ein Werden – werdet Licht – wie im Alten Bund, sondern ein Seinihr seid das Licht der Welt – ist allen aus Gnaden gegeben, die Jesus, das Licht der Welt, glaubend annehmen. Dieses Licht führt den klugen Baumeister in die herrliche Gegenwart Gottes im Angesicht Jesu Christi. Gleichwohl ist jede Gabe Gottes stets Aufgabe und Berufung Gottes an den Erlösten. „Denn ihr wart einst Finsternis; jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts! (Eph 5,8).

Wer nicht beständig Jesu Angesicht sucht und „Gottes Wort zu seines Fußes Leuchte und Licht auf seinem Weg macht“ (Ps 119,105), wird allmählich seine Lichtkraft verlieren. Mit der Lichtkraft schwindet auch die geistliche Sehkraft. Solche sind es, denen Jesus in dem Sendschreiben an Laodizea rät: „Salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen kannst!“ (Offb 3,18). Aus diesem Grund betete der Apostel Paulus um erleuchtete Augen für die Epheser (Eph 1,18).

Ein lauteres Auge bewahren

Der kluge Baumeister bewahrt sich ein lauteres Auge und weiß um die Quelle aller Lauterkeit. „Das Gebot des HERRN ist lauter, es erleuchtet die Augen“ (Ps 19,9). Gottes Wort schenkt ihm Licht und Erkenntnis und erhält das lautere Auge des Glaubens. Wo Gottes Wort verloren geht, vernachlässigt wird oder einfach nur geringgeachtet wird, breiten sich Finsternis und Unwissenheit aus. Dann kann nur aufrichtige Buße den Gläubigen wieder ganz in Gottes Licht stellen. So kann tiefe Buße zur Augensalbe werden und die Unwissenheit vertreiben. Das hat Gott in diesem Zeitalter der Gemeinde so beschlossen.

Apostelgeschichte 17,30
„Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun“ 

Sind vielleicht mangelnde Bußfertigkeit und Beugung unter Gottes Wort die Ursache dafür, dass manchen Gläubigen die geistliche Sehfähigkeit geraubt wird? Oft ist dies ein schleichender Prozess, der sich über Jahre oder Jahrzehnte erstreckt. „Das Auge ist die Leuchte des Leibes. Wenn nun dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge verdorben ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!“, sagte Jesus einmal seinen Jüngern (Mt 6,22-23). Welcher Ernst liegt in diesen Worten!

Endzeit ist Zeit der Scheidung

Endzeit ist Zeit der Scheidung, auch unter Gotteskindern. Diese Scheidung vollzieht sich zuerst im Inneren, aber sie wird irgendwann auch im Äußerlichen offenbar. Was die klugen von den törichten Jungfrauen unterschied, waren weder die Lampen noch das Öl. Sowohl die Klugen als auch die Törichten verfügten über beides – nur dass die Törichten nicht genug an Vorrat bei sich trugen. Ohne ausreichend Öl brennen die Lampen eben nur eine gewisse Zeit, um schließlich zu verlöschen.

Das religiöse Treiben mag dann auch die Törichten in die Selbsttäuschung führen, ihnen würde einmal Eingang zum Hochzeitsfest gewährt werden. „Mit Illuminationen und Feuerwerk lassen sich viele ansprechen, interessieren, aktivieren, … dass sie hin und her, von einem Meer zum anderen, von Mitternacht gegen Morgen umlaufen, und des Herrn Wort suchen, und doch nicht finden werden (Amos 8,12). Evangeliums-Industrie wird für Geist gehalten. Immer neue Erfindungen christlicher Attraktionen, Unterhaltungs- und Beschäftigungs-Therapie …“ (1). Auch Babylon, die abgefallene Kirche der Endzeit, kann mit dem Weihrauch ihrer falschen Religion die Sinne der Vielen betören.

Und dann halten viele Finsternis für Licht und werden jene kleine Schar, die an dem wahren Licht festhält, als engstirnig und besserwisserisch schmähen. „Der Unverständige glaubt jedem Wort“ (Spr 14,15a), aber „die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsausdehnung“ (Dan 12,3). Der Kluge „achtet auf seine Schritte“ (Spr 14,15b) und folgt unbeirrt und ausharrend „dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel“ (Jak 1,17).

Jesaja 5,20
„Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis erklären, die Bitteres süß und Süßes bitter nennen!“

Ein Bibelvers zum Merken

Kannst Du Dich noch erinnern? - Wie lautet Epheser 5,8 ?

Epheser 5,8

Denn ihr wart einst Finsternis; jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts!

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